Rhein-Sieg Mittwoch 23. März 2022 Kölner Stadt-Anzeiger
Kurse sollen auf den Weg helfen
VON ANDREA HAUSER
Troisdorf. Mathematik, Englisch, Latein und - Glück. Als Schulfach gibt es „Glück“ tatsächlich schon einige Jahre, denn Glück ist lernbar. Der Lernstoff, den es für Kids und Jugendliche gibt, kann auch Erwachsene begeistern, bereichern. „Es geht um individuelle Stärken, Tugenden, Visionen, Ziele und deren Umsetzung‘, fasste Birgit Boy die Reihe im Haus International zusammen, die jetzt ihren vorläufigen Abschluss fand.
Seit August vergangenen Jahres trafen sich die Teilnehmerinnen regelmäßig. „Wege zum Glück neu entdecken“ - der Titel hatte zwar etliche Interessentinnen neugierig gemacht, tatsächlich aber zogen gerade eine Handvoll die zuweilen gar nicht so einfachen Prozessschritte unter der Leitung der Persönlichkeitstrainerin durch. „Wir gehen auch dahin, wo es weh tut“, erklärte die 60-Jährige, „die ‚Auseinandersetzung der Teilnehmerinnen mit ihren als solche empfundenen Schwächen ist Teil der Analyse.“
Aber auch eine Sache der Perspektive. Konkretes Beispiel: Ein als Schwäche empfundener Hang zur Unordnung könne in den Augen anderer ein Zeichen von Kreativität sein. Wie Glück oder der Weg zu einem langfristigen und stark verankerten Glücklichsein aussieht, steht auf wissenschaftlichem Fundament.
Verlust des Lebenspartners, Eintritt ins Rentenalter, berufliche Neuorientierung — wöchentlich trafen sich die Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen hinzustießen, sich dabei auch mit eingetretenen Pfaden auseinandersetzten, sich, wie Coach Boy es formulierte, selbst aktualisierten.
Die Troisdorferin Boy kommt aus dem Management im Gesundheitswesen und leitete bis zum Wechsel in die Selbstständigkeit Kliniken und Einrichtungen, darunter solche für Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen. Ihr Konzept fußt auf einer einjährigen Ausbildung, die auf den Erfinder des Schulfachs Glück, den Heidelberger Schuldirektor Dr. Ernst Fritz Schubert, sowie auf Forschungsergebnissen aus Psychologie, Philosophie und Kommunikationslehre zurückgeht.
Das Unbewusste sichtbar machen, darum ging es im letzten der 15 Abschnitte. Strand der Gegenwart und See der Zukunft, darin die Insel der Herausforderung, Stürme und Flauten - für alle Lern- und Coachingeinheiten hat Boy ein Bild gemalt, sievisualisiert den komplexen wie mehrdimensionalen Prozess.
Das Angebot soll fortgeführt werden. Die Teilnehmerinnen sind vom Lernerfolg überzeugt, erteilen Bestnoten. Für Kinder gibt es seit dem Sommer einen Kursus, am 10. und 11. Mai stehen „Glücksmodule“ für ältere Menschen auf dem Programm.